«Das ist so viel, wenn ich anfange zu erzählen, fällt mir alles auf den Kopf, alle Töne, alle Noten, die Musik und die Erlebnisse - eigentlich die ganze Welt!»
Harry Pepl, 1945 - 2005



1945 - 1969

Am​ 10. September 1945​ erblickte Harry Pepl in Wien, Österreich,  das Licht der Welt. Er wuchs in einer musikbegeisterten Familie auf, in der Jazz ebenso wie Klassik gehört wurde. Diese unterschiedlichen Einflüsse legten den Grundstein für seine Vielseitigkeit und Entdeckungsfreude, und schon sein erstes Instrument, das Akkordeon, gab ihm im Alter von acht Jahren den „Kick zum Improvisieren”. Er erlernte klassische Gitarre bei Prof. Karl Scheit, absolvierte durch intensives Hören und Nachspielen von Schallplatten ein „Fernstudium“ bei Jim Hall und Wes Montgomery, erweiterte seine Ausbildung am Wiener Konservatorium und trat neben seiner Tätigkeit als Tanzmusiker (Austrian Evergreens) bald als Jazzmusiker in verschiedenen Besetzungen auf (Harald Neuwirth Consort, Erich Kleinschuster Sextett). 

1970 - 1979

In den ​70er Jahren​ war Pepl ein ​viel gefragter Studio- und Livemusiker​: Auf ​Peter-Alexander-Tourneen ​oder als​ Solist ​in der​ ORF Big Band ​- überall hinterließ sein individuelles Gitarrenspiel einen starken Eindruck.

1980 - 1989

In den​ 80er Jahren​ gehörte Pepl zu den ​renommiertesten und international gefragtesten Jazz-Gitarristen Europas​. Die Aufnahmen seiner Duo-Formation „​JazzZwio​” mit dem Tiroler Vibraphonisten Werner Pirchner und seiner ​österreichisch-amerikanischen Formation „Airmail”​ mit Wolfgang Puschnig (Saxophon), Mike Richmond (Bass) und Wolfgang Reisinger (Schlagzeug) zählen zu den ​Meilensteinen österreichischer Jazzgeschichte​, die weit über die heimischen Grenzen hinaus bekannt sind. So verwundert es nicht, dass ihn der US-amerikanische Jazz-Star und Instrumentenkollege John Scofield als „one of my favorite guitar players” bezeichnete und auf Pepls Technik anspielend ergänzte: „He‘s like a machine gun.”

1990 - 1995

Pepls Bedürfnis, die​ Grenzen des eigenen Instruments zu erweitern​, führte ihn immer wieder zur Beschäftigung mit mit ​technischen Innovationen​. War er in den 80er Jahren ein ​Vorreiter der MIDI-Gitarre​, so setzte er zu Beginn der​ 90er Jahre ​als Erster den ​Bösendorfer Computerflügel 290-SE​ ein. Durch die mit der MIDI-Technologie verbundene Möglichkeit, spontan Erspieltes per Computer in Notenschrift zu setzen, entwickelte Pepl die Methode des „​Instant Composing​” bzw. „​Real-Time-Composing​“, eine Art V​erschmelzung von Improvisation und Komposition​. 

1996 - 2005

In Harry Pepls bis jetzt noch nicht vollständig katalogisiertem, gesichtetem und veröffentlichtem Gesamtwerk gibt es noch viel zu entdecken, wie die Aufnahmen der von ihm selbst bitter-ironisch benannten „​Harry Pepl‘s Lonely Single Swinger Band​“. 

Aus ​gesundheitlichen Gründen​ war es ihm​ ab 1996​ nicht mehr möglich öffentlich aufzutreten​, was seiner Produktivität aber keinen Abbruch tat. In seinem ​Tonstudio​ im niederösterreichischen​ Hernstein ​versuchte er gerade in den letzten Jahren seines Lebens, jeden inspirierten Moment aufzunehmen und zu benennen. Dadurch wuchs sein bis dahin ohnehin beachtliches kompositorisches Schaffen noch beträchtlich an. 


Harry Pepl‘s Lonely Single Swinger Band

Pepl beschäftigte sich immer mehr mit dem Klavier und dem Schlagzeug, betätigte sich zudem als Scat-Vokalist, spielte aber auch nach wie vor Gitarre. Gerade dank der technischen Möglichkeiten der MIDI-Gitarre vermochte er es, das Klangspektrum vielfältig zu erweitern – beispielsweise konnte er sie wie einen Bass oder wie verschiedene andere Instrumente klingen lassen. In diesem kreativen Prozess schuf Pepl seine eigene „One-Man-Band“. Er verwob die Tonspuren ineinander und reagierte spontan auf eben Eingespieltes: ein musikalischer Dialog mit sich selbst.

Die Musik der Harry Pepl’s Lonely Single Swinger Band ist Pepl pur. Die Kompositionen sind eingefrorene Echtzeit-Improvisationen unterschiedlicher Instrumentalkonstellationen und Stilrichtungen, deren Spuren aufeinander reagierend improvisiert wurden und bieten kammermusikalische Werke, bis hin zu schönen Melodien, Samples, Soundlandschaften und Jazz mit Pepls unverkennbarer gitarristischer Handschrift. 


Harry Pepl starb am 5. Dezember 2005 in Wiener Neustadt, Österreich.